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535.1 km, -
Ein umständlicher Fußmarsch vom argentinischen Posadas führt uns über die argentinische Grenze zum Bus, der uns auf der fußgängerfreien Brücke über den gestauten Rio Paraguay nach Encarnacion bringt. Hier fallen zuerst die vielen Geschäfte und Verkaufsstände auf. Textilien, Schuhe, Autozubehör, Matetee- und Grillstände mit deftigen Würstchen und Steaks - alles wird angeboten, von edel glitzernd bis sehr einfach. Encarnacion ist eine saubere Stadt mit teils edlen Villen sowie einem breiten neu angelegten Strand und Park am Ufer des Rio Paraguay. Erst vor wenigen Jahren hat man den Fluss so gestaut, dass Teile der Altstadt im Stausee untergegangen sind. Die Stadt besitzt außer diesem Flussstrand keine besonderen Sehenswürdigkeiten.
Umso sehenswerter sind die nahen Jesuitenmissionen in Trinidad und Jesus. Die gebildeten Jesuiten haben es verstanden, die hier siedelnden und Mais anbauenden Guarani friedlich zu missionieren und deren handwerkliches Geschick für prächtige barocke Klosterbauten zu nutzen. Feingearbeitete Reliefs tragen indigene Züge. Aus dem gleichen orangen Sandstein wurden aber auch die Wohnhäuser der Indigenas, die Klosterschule und Wirtschaftsgebäude gefertigt. Leider wurden Ende des 18.Jhs. die Jesuiten von den Spaniern vertrieben, da sie deren Einfluss fürchteten.
Paraguay ist ein flaches, vorwiegend landwirtschaftlich genutztes Land. Entlang der schmalen zweispurigen Fernstraße zwischen den 2 größten Städten, Encarnacion und Asuncion, stehen vereinzelt Farmhäuser oder kleine Wohnhäuser mit Vorgarten, ringsum Rinderweiden und Reste der Palmsavanne bzw. des feuchten Chaco. Der Chaco ist ein Grasland mit blühenden, stachligen Sträuchern und einzelnen breit ausladenden Bäumen. Im Osten des Landes liegt der feuchte Chaco, der in der Regenzeit teilweise überschwemmt wird. Im Westen zieht sich bis an die Anden der trockene Chaco, den wir nicht besucht haben und der bevorzugtes Siedlungsgebiet der deutschen Mennoniten sein soll.
In Asuncion verschafft uns ein Fehler des gebuchten Hostals ein Zimmer in einem höherwertigen Hotel mit Blick über die Stadt. Es regnet den ganzen Tag. Die Regenzeit hat gerade im Oktober begonnen. Paraguays Hauptstadt wirkt müllig und an manchen Stellen erschreckend einfach. So geraten wir auf dem Weg zum Hostal unvermittelt in ein Obdachlosenlager mehrerer Famili
Andererseits gibt es liebevoll restaurierte hübsche Ecken. Kolonialbauten, in denen sich Galerien befinden, ein komplett zu besichtigender Präsidentenpalast mit Migrationsmuseum und ein Eisenbahnmuseum im stillgelegten Bahnhof. Geschichtlich bedeutsam ist der unscheinbare weiße Kolonialbau der Casa Independencia, in dem 1811 Paraguay nach einer unblutigen Revolution als erstes südamerikanisches Land die Unabhängigkeit erklärte. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Da seit Ende des 19.Jhs. Einwanderer aus der ganzen Welt, vor allem Deutsche, Japaner, Araber und Juden, hierher gezogen sind, sind die Einwohner sehr aufgeschlossen. Als paragayische Spezialität gilt z.B. Lomito Arabe, eine Art Dönerkebap. Der Hostalbesitzer in Encarnacion freute sich, mit uns Deutsch reden zu können, da er deutsche Vorfahren besitzt. Seine Frau ist Japanerin, versteht kein Deutsch und die Kinder sprechen nur noch Spanisch. So kann Migration und Integration erfolgreich funktionieren.