16 Tage:
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3227.8 km, -
Das Auffälligste an Bolivien war für mich der sehr hohe Anteil indigener Bevölkerung. Während in Ecuador und Peru eine Person in indigener Tracht noch als Besonderheit auffiel, beherrschen sie in Bolivien das tägliche Straßenbild. Auffällig war auch der enorm große Wohlstandsunterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Die Menschen auf dem Land leben in einfachsten Lehmhütten, während sich die gestylte Dame in La Paz oder Sucre im Fitnessstudio auf dem Laufband mit Blick zur Straße trainiert, modisch zerschnittene Jeans trägt und mit dem Auto nach Hause fährt. Die moppeligen indigenen Frauen tragen ihre vielen bunten, kurzen Röcke, Bommeln an den langen geflochtenen Zöpfen, Kniestrümpfe, Kittelschürze und Filzhut nicht nur aus Tradition. Sie besitzen nicht mehr. Immerhin haben wir viele Indigenas mit Handy und ihre Kinder überwiegend in moderner Kleidung gesehen. In der Schule tragen die Kinder stolz ihre meist recht hübsche Uniform.
Die Natur Boliviens ist sehr vielfältig. Ob man die unwirklich erscheinende Salar de Uyuni, eine Salzwüste mit weißem Salz bis zum Horizont, die ebenfalls dort gelegenen bunten Lagunen mit Flamingos, den Titicacasee mit seiner malerischen Isla del Sol oder exotischen Nebelwald im Amboro NP besucht - das ist alles sehr sehenswert. An die auf Grund der Höhe nur mit trockenem Gras und Kakteen bewachsenen Altiplano-Flächen muss man sich erst gewöhnen. In Bolivien haben wir uns viel in großen Höhen bewegt, oft auf über 4000 m.
Beeindruckend fand ich die mir bisher unbekannten Kultstätten in Tiwanaku und Samaipata. Tiwanaku war ein religiöses und administratives Zentrum des gleichnamigen Volkes vor den Inkas, das aus ungeklärten Gründen verschwunden ist. Stufenpyramiden, Tempel mit astronomischer Ausrichtung und kunstvolle Steinfiguren und Reliefs stammen aus der Zeit von 600 v. Chr. bis 700 n. Chr.. Dabei ist allein das Leben in dieser trockenen Gegend nahe La Paz schwierig. An der Gestaltung von Samaipata bzw. der Kultstätte und Festung El Fuerte wirkten mehrere Kulturen mit von 2000 v. Chr. bis 1470, als es sich die Inkas aneigneten und umgestalteten. Das Besondere dieser Kultstätte sind riesige Felsgravierungen von Tieren und Mustern.
La Paz ist zwar Regierungssitz, aber Hauptstadt und Gründungsort Boliviens ist Sucre. Sucre besitzt auch viel mehr kolonialen Charme, tolle weiße restaurierte Gebäude. La Paz dagegen ist eine überdimensionierte, ziegelbraune Großstadt, die aus dem großen Felskessel längst heraus gewachsen ist. Eine verkehrstechnische Erleichterung stellen die 3 modernen, von österreichischen Firmen gebauten Seilbahnen dar. Weitere sind noch im Bau. Mit der roten Seilbahnlinie sind wir hoch zum Stadtteil Alto gefahren, den die indigene Bevölkerung als ihre Hauptstadt betrachtet. Wir haben ein Straßenfest mit kostümierten Leuten und Blaskapellen erlebt und sind durch Straßen gelaufen, in denen immer ein Handwerk angesiedelt ist, z.B. die Straße der Autowerkstätten. Das war zwar interessant, die Verhältnisse in den unfertigen Betonbauten aber so ärmlich, dass wir schnell wieder mit der Seilbahn nach unten gefahren sind.
Am schönsten und entspannendsten fand ich in Bolivien das Refugio los Vulcanes im Amboro NP. Es liegt vollkommen abgeschieden durch orange farbene Berge in der Nebelwaldregion. Diese Vegetationszone besitzt ein angenehmes Klima, wenig Insekten und richtig exotischen Wald. Es macht Spaß mit dem Guide oder alleine zu Wasserfällen oder tollen Ausblicken zu wandern und dabei bunte Loris und andere Tiere zu beobachten.