16 Tage:
Karte:

34581.4 km, -

5581.9 km, -
Die 14 Tage rund um Ostern 2017 gehören zu den exotischsten unserer Reisen. Exotisch ist in Japan nicht so sehr die Natur, denn das Klima auf Honshu kann man mit unserem gemäßigten vergleichen. Auf Hokkaido erlebten wir sogar Schneeschauer. Bambuswald und Wasserreisfelder hatten wir auch schon gesehen.
Exotisch sind in Japan vor allem die Kultur und das Verhalten der Menschen. Einerseits unterwerfen sie sich einem strengen Bürodresscode und strömen fast uniformiert mit Kostüm und Stöckelschuhen bzw. Anzug, Schlips und weißem Hemd zur Arbeit. Andererseits leihen sie sich in speziellen Geschäften Kimonos und traditionelle Holzschuhe aus, um mit der besten Freundin kichernd vor blühenden Kirschbäumen Selfies aufzunehmen. Wir waren genau zur richtigen Zeit dort, um Mitte April den Höhepunkt der Kirschblüte zu erleben. Meist sind es große alte Bäume, die als Alleen geschlängelte Spazierwege oder Flussufer säumen. Malerisch hängen dann die weiß oder rosa blühenden Zweige nach unten.
Für uns ungewöhnlich, aber sehr angenehm war die extreme Freundlichkeit, der Diensteifer und Gestenreichtum der Japaner. So verbeugt sich z.B. die Snackverkäuferin im Shinkansen beim Hinausgehen aus dem Wagen nochmals rückwärts vor den Zuggästen. Unter dem Motto: "Vielen Dank, dass ich Sie bedienen durfte." Das Geld wird einem aus Wertschätzung vor dem Kunden stets mit beiden Händen und einer Verbeugung gegeben. Diese Freundlichkeit überträgt sich auch auf die Gäste. Sogar Ralf hat später Dinge mit beiden Händen und dankbarem Nicken übergeben.
Beeindruckend ist die Sauberkeit des gesamten Landes. Nirgendwo liegt Müll herum, obwohl viel Verpackungsmaterial benutzt wird und man nach Mülleimern manchmal suchen muss. Es gibt keine beschmierten Wände, irgendwo klebenden Kaugummi oder herumliegende Zigarettenkippen. Von einer solchen Sauberkeit kann Berlin nur träumen, was mir am ersten Tag nach den Ferien in Neukölln wieder schmerzhaft aufgefallen ist.
Laut Reiseführer bekennen sich 80 % der Japaner zum Shintoismus, der nur in Japan existierenden Mischung aus Buddhismus und archaischer Naturgötterverehrung. Die Shinto-Schreine sind gut besucht. Beeindruckend schöne Shinto-Schreine haben wir in den alten Hauptstädten Nara, Kyoto und Kamakura gesehen. Aber am faszinierendsten fand ich die Atmosphäre, als wir in Tokyo den Asakusa Schrein besuchten. Zusammen mit hunderten festlich gekleideter Japaner wurden wir wie in einem riesigen Pilgerzug vorwärts gesogen, vorbei an bunten Essens- und Devotionalienständen, Unmengen an Räucherstäbchen durch ein großes rotes Torii bis zum Hauptschrein. Hier wirft man Geld in einen Kasten und klatscht beim Beten in die Hände.
Buddhistische Tempel verschiedener Schulen bzw. Sekten, besonders des Zen-buddhismus mit seinen formvollendeten Gärten, haben wir ebenfalls besucht. Hier haben mir vor allem der Daibutsu, der Große Buddha, eine fast 12m hohe schöne Bronzefigur, sowie der Hase-Dera Tempel der Jodo Sekte mit Garten und Höhle in Kamakura gefallen.
Fortbewegt haben wir uns überwiegend per Bahn. Dabei war der Japan Railway Pass Gold wert. Man muss dafür schon in Deutschland, z.B. in einer Reiseagentur im Berliner Hauptbahnhof, einen Gutschein kaufen. Wir hatten einen Gutschein für 14 Tage für 378€ vorher geholt. Mit dem Visumeinreisestempel tauscht man diesen Gutschein z.B. am Narita Airport gegen den eigentlichen Railway Pass ein. Wir haben diesen Pass reichlich ausgenutzt. So sind wir manchmal mehrfach am Tag mit dem Shinkansen, dem futuristischen Schnellzug Japans, gefahren. Am verrücktesten war ein Ausflug von insgesamt 300km, nur um den Fuji-san (mit 3776m der höchste und schönste Berg Japans) zu fotografieren. Unsere weiteste Fahrt mit einem Shinkansen führte uns binnen 6 Stunden ca. 1250km nach Norden auf die Insel Hokkaido in die Hafenstadt Hakodate. Dabei sind wir rund 240m unter dem Meer durch einen der längsten Tunnel der Welt, den Seikan-Tunnel, gefahren. Die Shinkansen verkehren in einer enorm engen Zufolge, ab Tokyo Central z.B. nach N und S je aller 4 min. Dabei sind japanische Züge die pünktlichsten der Welt. Alle Shinkansen zusammen kommen durchschnittlich nur 6 Minuten am Tag zu spät. Davon kann die Deutsche Bahn nur träumen!
An japanisches Essen haben wir uns schnell gewöhnt. Schon auf dem Hinflug von Seoul nach Tokyo gab es eine typische Reismahlzeit mit papierartig getrocknetem und gepressten Tang, leuchtend hellgrünem Macha-Tee und Stäbchen zum Essen. Macha-Tee haben wir mehrfach probiert, z.B. als grünes Softeis, Instantteepulver und sogar grüne Kitkat-Waffeln. An japanisches Frühstück wurden wir durch ein Hotelrestaurant mit kompletten Frühstückstabletts herangeführt. Darauf stand, von einem Stövchen warmgehalten, ein Suppenfondue, in dem man die vielen kleinen Zutaten, wie eingelegtes Gemüse, Würstchen, Tofu und Ei erwärmen sollte. Außerdem guckte mich ein kompletter gebratener Fisch an. Erstaunlicherweise lernt man, auch so etwas mit Stäbchen zu essen. Wenn man sich darauf einlässt, ist die japanische Küche mild, aber raffiniert gewürzt und meist für das Auge sehr ansprechend angerichtet. Unsere übliche Reiseverpflegung bestand aus dreieckigen Reispäckchen aus dem 7Eleven Supermarkt, die mit Tang umwickelt und mit Fisch oder Gemüse gefüllt waren. Gelegentlich haben wir uns auch richtiges Sushi gegönnt. Das Bestellen geht recht einfach, auch wenn im Restaurant alles nur Japanisch benannt sein sollte, was aber selten der Fall ist. Meist stehen in der Karte die Namen und Hauptbestandteile der Speisen auf Englisch darunter und die Bedienung versteht Englisch. Außerdem erleichtern Fotos und ausgestellte Plastikmodelle der Teller die Auswahl. In Schnellrestaurants gibt es gelegentlich Bestellautomaten, an denen man die Speise und Größe der Portion auswählt und bezahlt. Den Bon gibt man dann der Bedienung, die einem den Platz zuweist, Oolongtee serviert und später das Essen bringt. Am Tisch stehen verschiedene Saucen, Gewürze und pikant eingelegtes Gemüse, womit man das Essen individuell verändern kann. Dazu wird meist Miso-Suppe gereicht. Das ist eine klare Brühe aus gekochtem Tang (Dashi) mit Miso-Paste, in der Tofu und Frühlingszwiebeln als Einlage schwimmen.
Anschließend möchte ich jedem, der neugierig auf eine völlig fremde Kultur, nette Menschen, saubere, sehenswerte Natur, Geschichte und Moderne ist, Japan als Reiseziel empfehlen.